Manchmal fühlen wir uns etwas unwohl (bis „persönlich betroffen“), wenn unser Verhalten, oder auch die uns zugeschriebenen Charakterzüge im Zusammenhang mit dem “Urmenschen” gebracht werden.
Wo drückt das Schuh?
Die Anspielungen des Gesprächspartners treffen exakt einen unserer Glaubenssätze, wobei wir uns eher dem Kulturkreis der „gebildeten“ oder (zumindest) kultivierten Menschen unbedingt zuordnen wollen.
Ein Quantum der „persönlichen Kultur“ wurde uns irgendwie im Elternhaus vermittelt, später stimmt man sich auf die Gepflogenheiten der „Zielgruppe“ ab; einfacher ausgedrückt – unseres Milieus.
Die Gurus des amerikanischen Managements behaupten zu Recht: zeig mir die 5 Personen, mit denen du die meiste Zeit deines Lebens verbringst. Irgendwo bist du eine Mittelung davon…
Selbst wenn derartige Feststellung auf den statistisch relevanten Daten basiert; lassen sich daraus (nach wie vor) keine Hinweise auf die vermeintlich „negativen“ Charakterzüge oder Verhaltensweisen des Urmenschen ableiten.
Da kommen wir auf den nächsten Glaubenssatz zu; auf die „Wahrheiten“ aus dem Verlauf unseres Schulweges, wonach es einen Antagonismus zwischen der „Natur“ und „Kultur“ gäbe.
Wie es Ihnen wohl aufgefallen ist, benutze ich ziemlich oft den „Anführungsstrich“, was im Hinblick auf die Deckungsgleichheit einiger Begriffe unentbehrlich erscheint. Jeder von uns hatte ein anderes Elternhaus, einen anderen Bildungsweg – kurz und bündig – einen anderen Background.
Das Problem (mit den gravierenden „didaktischen Folgen“ für das ganze spätere Leben) wurzelt in der Geschichte unserer Zivilisation; einige Tausende Jahre zurück. Damals stieg der Zugriff auf die Errungenschaften der technischen Kultur parallel zum sozialen Status empor. Die Möglichkeiten der Nutzung vom Wissen und Technik wurden mit dem Zeitverlauf und der zunehmenden Differenzierung der Population (Entstehung der Schichtgesellschaft) zum Privileg der einigen wenigen wohlhabenden Gruppen.
Derartige „Diskriminierung“ (der Begriff bedeutet im etymologischen Sinne eine „neutrale“ Differenzierung) hatte also einen durchaus banalen, materiellen Hintergrund. Auf dieser Basis wurde allerdings eine ganze Philosophie (mitunter mit Bezug auf die Intelligenz, soziale Herkunft, Rassen etc.) aufgebaut, die irgendwann sogar im Darwinismus mündete…
Der Rückschluss ist klar; das Wissen bedeute schon damals die Macht… Die aktuelle Marktüberflutung mit allerhand Neuigkeiten aus den Massenmedien & Internet hat mit dem „realen Wissen“ anscheinen recht wenig am Hut; sonst wären die Konsumenten von derartigen „Informationen“ wesentlich weiter; nicht nur mit dem „Wissen“ – mit dem Leben auch…
„Non scholae sed vitae discimus“ betonten stolz die alten Römer, mit dem Nachdruck auf den pragmatischen Aspekt vom Wissen. Hier haben wir auch den Nagel auf den Kopf getroffen, was zumindest das Wesen der „Diskriminierung“ zwischen dem „Wissen“ und der „Information“ angeht.
Kommen wir trotzdem auf den Leitgedanken zurück.
Das Einführen des Glaubenssatzes bezüglich einer höheren Wertstellung der Personen mit dem gehobenen materiellen Status (mit dem Rückschluss auf die bessere technische Versorgung ggf. bessere logistische Voraussetzungen zum Erwerb vom Wissen) konnte keinerlei wesentlichen Merkmale über das Wesen der Verhaltensweise des Urmenschen offenbaren. Vielmehr diente es der „moralen Begründung“ einer gewissen sozialen Ordnung (die späten Folgen waren – wie soeben erwähnt – selbst im Darwinismus zu sehen).
Die wiederholten Versuche, diese Glaubenssätze zu revidieren, konnten über mehrere Jahrtausende der Geschichte unserer Zivilisation eher wenig Gehör finden, in früheren Zeiten endeten nicht selten mit Verbannung aus der Gemeinde, oder auch auf dem Scheiterhaufen.
Selbst in Neuzeiten ließ der Fortschritt auf sich ziemlich lange warten, um nur den Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen zu benennen (bei der Bildung und den politischen Wahlen zum Beispiel).
Nichtsdestotrotz begegneten wir immer wieder (selbst in der nächsten Umgebung) den Einzelfällen von Menschen, die entgegen der „sozialen Überzeugung“ (oder auch im gewissen Sinne „Sitten“) bereit waren mit den allgemeinen Überzeugungen abzurechnen und ihre eigene „Komfortzone“ zu verlassen, um sich eine andere Zukunft zu erschließen.
Erst (manchmal wesentlich) später hat man sie als Protagonisten oder Koryphäen der neuen Trends in der Kultur, Wirtschaft oder auch Wissensschaft erkannt; in seltenen Fällen sogar anerkannt.
Auf das Thema des „Urmenschen in uns“ komme binnen der kommenden Woche gerne zurück. Vorerst möchte ich Ihnen einen unseren thematisch ähnlichen Blogs in Erinnerung rufen („Die 4 Fragen des Lebens“) und wünsche ich Allen noch einen schönen Sonntag.
Euer Marcin.
Release 2013.08.18.
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